Pressemitteilung, Stuttgart, den 1. Februar 2023
Wettbewerb Stuttgart-Fasanenhof, St. Ulrich entschieden – Kirche im sozialen Quartier
Gemeindearbeit und Gemeinwesenorientierung gehen Hand in Hand
Wo bisher das Gemeindezentrum St. Ulrich mit Pfarrbüro, Gemeindehaus und Kindertagesstätte stehen, soll ein neues inklusives Ensemble mit rund 70 Wohnungen nach dem Leitgedanken des Siedlungswerks »sozial gemischter Quartiere und Hausgemeinschaften« entstehen. Um nachhaltige und innovative Ideen für das Bauprojekt zu erhalten, hat die Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau im Benehmen mit der Kirchengemeinde St. Ulrich, der Gesamtkirchengemeinde St. Hedwig & Sankt Ulrich, dem katholischen Stadtdekanat Stuttgart und der Landeshauptstadt Stuttgart einen Realisierungswettbewerb ausgelobt. Im Ideenteil wurden zusätzlich Vorschläge für die Erweiterung der Fasanenhofschule entwickelt.
Am 27. Januar fand die Preisgerichtssitzung mit insgesamt 32 Preisrichterinnen und Preisrichtern im Bürgerhaus in Stuttgart-Möhringen statt. Insgesamt zehn Architekturbüros haben Ideen zu der konzeptionell wie städtebaulich anspruchsvollen Aufgabe entwickelt.
Die aktuell auf dem Grundstück befindlichen Gebäude haben altersbedingt einen hohen Investitionsbedarf und entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen und sollen – bis auf die Kirche – ersetzt werden. Das Projekt ist Teil des Pastoralprojekts »Kirche am Ort« der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie »Aufbrechen – Katholische Kirche in Stuttgart« und zeigt die soziale Verflechtung von Kirchengemeinden und ihr Potential für die Quartiersentwicklung. Bereits vorgesehen sind eine neue Kindertagesstätte, Gemeinderäume sowie Pfarrbüro als Einbauten im Kircheninnenraum oder als Anbauten.
In Nachbarschaft hierzu soll nun auf einer Grundstücksfläche von ca. 5.500 m2 ein sozial gemischtes Quartier mit Wohnformen für alle Gesellschaftsgruppen entstehen. Ziel ist bezahlbares Wohnen mit rund 70 geförderten Miet- wie auch Eigentumswohnungen anzubieten. Ergänzend dazu ist eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, eine Tagespflege für ältere Menschen sowie ein Quartiersraum für die Hausgemeinschaften geplant. Die Neubebauung wird sich um den neu gestalteten Kirchplatz gruppieren, der sich zu einem lebendigen Treffpunkt für die Nachbarschaft entwickeln soll. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Freiflächengestaltung und der Begrünung des Quartiers.
Ergänzend zum Realisierungswettbewerb wurden im Rahmen eines Ideenwettbewerbs noch Vorschläge für die Erweiterung der Fasanenhofschule um eine Mensa sowie zusätzliche Schul- und Betreuungsräume ausgearbeitet.
Ziel bei beiden Wettbewerbsaufgaben war es, die vorhandenen Fuß- und Radwegeverbindungen mit den neuen Planungen zu vernetzen und zu verknüpfen, sodass ein autofreies Wohnquartier entstehen kann.
Den Wettbewerb einstimmig für sich entscheiden konnte das Büro a+r Architekten, Tübingen/Stuttgart.
Auszug aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung: »Die Familie von polygonalen Baukörpern umspielt gekonnt […] mit Fugen und Lichtblicken, die maßstabsbildende Kirche am Europaplatz […]. Es entwickelt sich eine wohltuende Abfolge von mittigen, raumbildenden Plätzen und sinnfällig in die Umgebung verwebenden Wegen.
[…] Mit der Stimmigkeit des modularen Prinzips von Bauten, Wohnungen und Materialität, bietet die Arbeit für die gestellte Aufgabe einen überzeugenden und von hoher wie einladender atmosphärischer Dichte geprägten Lösungsansatz und darüber hinausgehend für die weitere Aufwertung des Gesamtquartiers.«
Die Vertreter aus dem Preisgericht waren sich beim Pressetermin einig: Die Neubebauung leistet einen stimmigen städtebaulichen Beitrag zur Entwicklung des Stadtteils Fasanenhof und entspricht vor allem der neuen sozialen Ausrichtung von Gemeindearbeit und gemeinwohlorientierten Wohnungsbau. Zusammen mit dem Preisgerichtsvorsitzenden Professor Mathias Hähnig hoffen Pfarrer Martin Uhl von der Kirchengemeinde St. Ulrich, der Geschäftsführer des Siedlungswerks Norbert Tobisch, geschäftsführender Architekt Alexander Lange vom Büro a+r Architekten, Susanne Frucht von der Landeshauptstadt Stuttgart und Alexander Schmidt vom Stadtdekanat Stuttgart auf einen baldigen Fortschritt der nunmehr anstehenden vorbereitenden Maßnahmen (Bauleitplanung, Bodenordnung,…). In Zeiten wachsenden Wohnraumbedarfs bis tief hinein in die Mitte unserer Gesellschaft, geht es auch um Tempo, um der zunehmenden Gentrifizierung im urbanen Raum Einhalt zu gebieten. »Das Siedlungswerk setzt – trotz großer Verwerfungen im Wohnungsmarkt – im 75-jährigen Jubiläumsjahr seine Bauoffensive weiter fort«, so Siedlungswerk-Geschäftsführer Norbert Tobisch. »Es gibt einen riesigen Bedarf an Wohnraum, beispielsweise bei jungen Familien oder älteren Menschen. Der Wohnungsbau darf deshalb gerade jetzt nicht zum Stillstand kommen«.
Zeichnung St. Ulrich von a+r Architekten, Tübingen/Stuttgart
Planausschnitt von St. Ulrich von a+r Architekten, Tübingen/Stuttgart
Foto v.l.n.r.: Prof. Mathias Hähnig, Alexander Lange, Büro a+r Architekten, GF des Siedlungswerks Norbert Tobisch und Pfarrer Martin Uhl