Seit 75 Jahren gilt dieser Leitsatz für das Siedlungswerk. Die Gemeinwohlorientierung im Wohnungsbau war und ist das Leitmotiv für das Handeln des Unternehmens: Das Siedlungswerk übernimmt soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung mit all seinen vielfältigen Aufgaben.
In der großen Wohnungsnot der Nachkriegsjahre entschied sich der Rottenburger Bischof Carl Joseph Leiprecht für den »Wohnbau statt Dombau«. Er gab das Bauprojekt einer neuen Kathedrale auf und gründete stattdessen mit Unterstützung anderer Institutionen aus der Kirche das Siedlungswerk der Diözese Rottenburg in Stuttgart GmbH. Mit dabei waren auch Diözesanpriester, die auf Gehalt verzichteten, um das notwendige Gründungskapital für die Gesellschaft aufzubringen. Im Vordergrund stand nicht ein unternehmerisches Unterfangen, sondern in einem schöpfungsfreundlichen Sinne, aktive Hilfe für Menschen zu leisten. Dies insbesondere für die vielen Vertriebenen und Flüchtlingsfamilien in der Folge des Zweiten Weltkriegs. Sie konnten im Gebiet der Diözese eine neue Heimat und Wohnraum finden: Lebensraum. Günstige Erbbaugrundstücke der Diözese und Pfarreien sowie gemeinschaftlich erbrachte Eigenleistungen eröffneten unzähligen Familien die Möglichkeit, zu Wohnraum und Wohneigentum zu kommen. Das waren die Anfänge des Siedlungswerks.
Heute ist das Siedlungswerk ein leistungsfähiges Unternehmen, das seine vielfältigen Projekte und Bestände noch immer mit demselben Selbstverständnis verwirklicht und erhält wie in seinen Gründerjahren. Das Bauen mit all den vielschichtigen Aufgaben und den Anforderungen der Städte und Gemeinden sowie der Kundschaft, ist für das Unternehmen nach wie vor eine Aufgabe, die qualitativ hochwertige Arbeit und ein hohes Maß an gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein erfordert. Das hohe Engagement für bezahlbares Wohnen geht einher mit dem respektvollen und wertschätzenden Umgang mit den Mieter:innen im Bestand. Dazu gehört Möglichkeiten zu schaffen, auch heute noch Bewohnern von Mietwohnungen zu leistbarem Wohneigentum zu verhelfen. Familien, Alleinerziehende, Singles, alternde Menschen sowie Menschen mit Behinderung, Studierende und Menschen auf der Flucht, Mieter:innen wie Eigentümer:innen, sollen alle Wohn- und Lebensraum finden. Und das unter dem Leitbild sozial gemischter Quartiere und Hausgemeinschaften. Das ist das Siedlungswerk.
Soziales und ökologisches Handeln sowie wirtschaftlicher Erfolg müssen, ja dürfen keine Gegensätze sein. Im Gegenteil: Gerade ein Unternehmen wie das Siedlungswerk zeigt, dass eine solide wirtschaftliche Basis soziales und ökologisches Engagement ermöglicht und dieses wiederum den wirtschaftlichen Erfolg langfristig trägt. Professionalität und Erfahrung, aber auch entschiedenes Vorgehen führen zu verantwortungsvollem und zugleich innovativem Handeln. Dies gibt eine vorbildhafte Antwort auf die Fragen und Herausforderungen unserer Zeit: die gewollte und gelingende Nachhaltigkeit, ökologisch, sozial und ökonomisch. Diese ist das Verdienst gemeinsamen Handelns: des Unternehmens, der engagierten „Siedlungswerker:innen“, der Freunde, Förderer und Partner des Hauses sowie seiner Gesellschafter.
Die jahrzehntelange vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Vertretern aus Politik, Kommunen, Wissenschaft und Gesellschaft haben dazu geführt, dass das Unternehmen heute in der Lage ist, Projekte mit vorbildhaftem und beispielgebendem Charakter umzusetzen, die große Beachtung und Wertschätzung finden.
Doch die Zukunft stellt das Siedlungswerk vor weitere, nicht geringereHerausforderungen:seien es die gesellschaftlichen Umbrüche, bedingt durch den demografischen Wandel oder die anhaltende Zuwanderung von Menschen auf der Flucht, die städtebauliche Ideen verlangen; seien es die unaufschiebbaren Fragen des Klimawandels und der Endlichkeit unserer Rohstoffe, die ein Umdenken in der Energiepolitik erfordern sowie zukunftsfähige Ideen für energetisch und zugleich sozial nachhaltiges Sanieren und Bauen. Ein ambitioniertes Unternehmen, das in seinem Leitbild soziale und ökologische Zielsetzungen verankert hat, kann und will auch zukünftig Wegbereiter und Vorbild für andere sein. Das kann das Siedlungswerk.
Ich wünsche dem Unternehmen Siedlungswerk, allen „Siedlungswerker:innen“ und allen Partnern des Unternehmens für die Zukunft alles Gute und viele weitere erfolgreiche Jahre beim Bau und Erhalten von Lebensräumen für die Menschen.
Prälat Dr. Clemens Stroppel, Aufsichtsratsvorsitzender des Siedlungswerks und Generalvikar der Diözese Rottenburg-Stuttgart