1948 – nach dem Zweiten Weltkrieg liegen die meisten Städte in Schutt und Asche. Es herrscht große Wohnungsnot, viele Menschen leben in Notunterkünften. Dazu kommen tausende Flüchtlinge, die untergebracht werden müssen. Um den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen, ruft die Diözese Rottenburg-Stuttgart unter dem Motto »Wohnbau statt Dombau« zu Spenden auf. Über 500 000 DM werden gesammelt und ermöglichen, zusammen mit kirchlichen Mitteln, die Gründung des Siedlungswerks.
Viel Idealismus und Eigenarbeit sind in der Anfangszeit gefragt. Da die Mittel knapp sind und Fachleute fehlen, packen die zukünftigen Bewohner selbst mit an. Das erste Bauprojekt, 15 Familienhäuser in Sindelfingen, kann 1950 eingeweiht werden.
Die 1950er Jahre sind geprägt von einem unglaublichen Bauboom, überall in der jungen Bundesrepublik wird Wohnraum geschaffen. Neben dem »Häuslebau« beteiligt sich das Siedlungswerk an sogenannten Demonstrativbauvorhaben, die für neue Konzepte im Wohnbau stehen – der Schritt zum Städtebau ist getan. Um Städte und Gemeinden bei der baulichen Planung und der Bauland- und Projektentwicklung zu unterstützen, wird »die STEG, Stadtentwicklung GmbH«, gegründet, an der sich das Siedlungswerk beteiligt.
Um den Aufbau in der Region mitzugestalten und für die Kunden vor Ort zu sein, werden neben dem Sitz in Stuttgart weitere Geschäftsstellen in Heilbronn, Ravensburg, Rottweil, Schwäbisch Gmünd und Ulm gegründet. Später kommt noch eine Geschäftsstelle in Freiburg und ein Büro in Böblingen dazu.
Anfang der 1970er Jahre ist die allgemeine Wohnungsnot überwunden. Für kinderreiche Familien, Alleinerziehende, alte Menschen oder Menschen mit begrenztem Einkommen ist es aber nach wie vor schwer, adäquaten Wohnraum zu finden. Mit seinen Servicehäusern setzt das Siedlungswerk hier neue Weichen und bietet auf die Bewohner zugeschnittene Angebote direkt vor Ort an – von der Kinderbetreuung bis zur Haushaltshilfe.
Das Siedlungswerk ist an zahlreichen Projekten der Stadt- und Dorfentwicklung in der Region beteiligt. Ziel: erhöhte Wohn- und Lebensqualität schaffen. 1985 entstehen erstmals Eigentumswohnungen in »biosolarer« Bauweise. Bei diesem »Haus-im-Haus-Prinzip« wird die Erwärmung der Luftschicht zwischen verglaster Außenhülle und wärmegedämmtem Innenhaus genutzt und dadurch viel Heizenergie eingespart - eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft.
Das Siedlungswerk beteiligt sich an verschiedenen Forschungsprojekten und ebnet damit den Weg für neue Konzepte rund um die Themen Bauen und Wohnen, wie etwa im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung 1993 (IGA). Mit der Mustersiedlung »Wohnen 2000« wird der Stand ökologischer Bauweise in Verbindung mit hochwertiger Architektur präsentiert.
Mehr als 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für die Siedlungswerk-Unternehmensgruppe. Ein modernes Bürogebäude kann nach Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen in der Heusteigstraße in Stuttgart bezogen werden und ist bis heute Sitz der Hauptgeschäftsstelle.
Mitte der 1990er Jahre wird der demografische Wandel mehr und mehr Thema in der öffentlichen Diskussion. Das Siedlungswerk hat sich früh mit dessen Auswirkungen auf den Wohnungsbau beschäftigt – über 3.000 Seniorenwohnungen wurden seit Gründung bereits gebaut.
Umweltschutz wird konsequent weitergedacht – mit rund 33 % beteiligt sich das Siedlungswerk an der Gründung der ImmoTherm GmbH. Sie bewirtschaftet Heizzentralen auf Basis regenerativer Rohstoffe, vom Brennstoffeinkauf bis zur Instandhaltung. Damit ist eine reibungslose Wärmeversorgung gewährleistet. Oberstes Ziel ist der Klimaschutz. Auch der Einsatz im Kleinen zählt: Auf dem Dach des Bürohauses in Stuttgart wird eine Photovoltaikanlage installiert, die zur Stromversorgung des Gebäudes genutzt wird.
Anfang der 2000er Jahre ist eine grundlegende Idee des Siedlungswerks gefragt wie nie: Wohnen im Quartier. Unsere Mischung aus Eigenheimen, Eigentums- und Mietwohnungen mit guter Infrastruktur, kindgerecht, sozial gemischt und generationenübergreifend, spricht viele Menschen an.
Der WohnRaum wird 2007 für den Großraum Stuttgart als Kundenservice eingerichtet. In diesem Ausstellungsraum haben unsere Kunden die Möglichkeit das gesamte Ausstattungsangebot an Bodenbelägen, Wandfliesen und Sanitärgegenständen im Zusammenspiel zu sehen. Unsere Innenarchitektinnen stehen bei der Auswahl beratend zur Seite.
Bei unseren Energiekonzepten setzen wir nach wie vor auf zukunftsweisende Ideen. Neben Solaranlagen, Geothermie oder Holzpellets nutzen wir zur Energiegewinnung Wasserschnecken, bei denen durch Aufbereitung des Grundwassers Energie erzeugt wird oder einen Eisspeicher, bei dem durch Wechsel von Wasser zu Eis – und umgekehrt – Energie frei wird.
Als Gründungsauftrag ausgerufen, ist die Schaffung von Wohnraum für alle Bevölkerungskreise auch heute noch wichtigstes Unternehmensziel. 32 643 Wohneinheiten haben wir seit unserer Gründung gebaut, 23 273 Wohnungen werden von unserer Unternehmensgruppe verwaltet. Egal ob Eigenheim, Eigentums- oder Mietwohnung, Kindertagesstätte oder Seniorenwohnanlage, eines eint alle unsere Projekte – wir haben immer das Wohl der Bewohner im Auge.